Geschichte

Bad Langensalza um 1500

 
 
 
 
 
 
 
 
 


Butterturm

Am Lindenbühl befinden sich Reste der Stadtmauer und  eines runden Wehrturmes. Von hier führte im 14. Jahrhundert die Zweite Stadtmauer zum Lindenbühler Tor und schräg über das Gelände der ehemaligen Weberei bis zum Brühlturm. An die Mauerfragmente am Lindenbühl schließt sich der ca. 23 Meter hohe Butterturm an, der seinen namen dadurch erhielt, dass der weg der Bäuerinnen stets an ihm vorbeiführte, die von den Dörfern in die Stadt kamen , um auf dem Markt die frische Butter feilzubieten.

Die heute noch vorhandene Treppe hinab zur Mauergasse bezeichnete man daher auch als „Buttertreppe“. Sie ermöglichte den Marktfrauen mit ihren schweren Lasten eine wesentliche Abkürzung. Ursprünglich hieß der Butterturm „Hoher Turm hinter der Mauer“ und gehörte zur ersten Stadtmauer.  Er trug damals einen abgeplatteten Kegelaufsatz. Von dem einst unbedachten Turm zeugt heute noch der gotische Ablauf oberhalb des Turmes. Der Butterturm ist ein restaurierter fünfgeschossiger Mauerturm von quadratischem Grundriss. Der Zugang erfolgte von der Ringmauer aus, die sich so anschloss, dass der Turm zur Hälfte vorsprang.

Nach der Fachwerksanierung erfolgte in den vergangenen Jahren eine ergänzende Ausfachung mit Lehmsteinen und Lehmverputz mit Kaseinanstrich sowie der Einbau von Bretterläden. Von der Stadtmauer, die vom Butterturm weiter zum Erfurter Tor führte, ist nur noch ein kleiner Fundamentrest erhalten. Dieser Teil wurde 1855 abgerissen. 1993 konnten wir Katrin und Thomas Kühmstedt das Grundstück erwerben. Nach 15 Jahren Bedenkzeit fingen wir im Dezember 2008 mit der Sanierung des Gebäudes und an. Ende Oktober 2010 begrüßten wir unseren ersten Gast: Dr. Wolfgang Graeser – Nachkomme der Weberei „C.Graeser WW u. Sohn“ und ehemaliger Besitzer unseres Fachwerkhauses Mauergasse 1.

Graesers Turm

Der viergeschossige quadratische Mauerturm des ersten Stadtmauerrings besitzt im Untergeschoss eine Öffnung, weil er über dem Einlass des unteren Mühlstroms in die Altstadt errichtet wurde. Eine Fegeordnung der Wasserläufe einer jeden Mühle aus dem Jahre 1485 für die Stadt Salza berichtet von einer Wasserrinne am Lindenbühl über den alten Stadtgraben, die das Wasser durch Graesers Turm bis zur Mauermühle leitete.

Der Turm wird bekrönt von einer Wehrplatte mit Wasserspeier, die ursprünglichen Stufenzinnen sind einzig an diesem Turm durch die Verengung der Fenster gut erhalten geblieben. Dieser Turm besitzt als einziges Bauwerk in unserer Stadt auf einer Dachseite noch die historische Mönch-Nonnen- Ziegeldeckung.  Bei der Sanierung des Turmes wurde deshalb mit großer Sorgfalt diese einzigartige Dacheindeckung frisch vermörtelt und damit gesichert.

Zierturm

Zwischen dem Erfurter Tor und dem Zierturm befindet sich noch ein erhaltenes Teilstück der Stadtmauer. Bis zum Sommer 1996 stand hier ein ehemaliges Fabrikgebäude. Nach dessen Abriss wurde die entstandene Freifläche begrünt und 1997 zu einer Parkfläche umgestaltet, wobei man in Anlehnung an den Stadtmauerverlauf aus Travertin eine neue Begrenzungsmauer setzte. Bei der Neugestaltung des Kurparks 1996 deutete man im Grundriss dabei auch den einst hier befindlichen Zierturm an, dessen Fundamente noch im Erdreich gefunden wurden.

Dieser „Eckturm gegen das Gotteshaus“ (1526) oder auch „Eckturm gegen St. Georgi“ wurde im 19. Jahrhundert nach dem Besitzer des angrenzenden Gartens auch „Kürstenscher Turm“ genannt. Einst soll der Turm jedoch ein wahres Prachtstück der Gotik gewesen sein. Ihn zierten vier Giebel und 16 Fialen. Ein Bogenfries mit Blatt-Ornamenten schmückte den Oberbau. 1837 erfolgte sein Abriss infolge Baufälligkeit.

Storchennestturm

Dieser ca. 23 m hohe Turm steht versteckt inmitten der Häuserzeile von Jüdengasse und Kepfe und ist am besten zu sehen, wenn man vom Klagetor aus die Neustädter Straße betritt. Dieser 5- stöckige Torturm besitzt den mit am besten erhaltenen, steilen, kleinen Steinhelm. Der alte Zugang befand sich im 2. Stock und ist heute zugemauert. Den oberen Teil der ehemaligen Pforte verschließt heute eine Butzenglasscheibe, verzeirt mit einem Stadtwappen.

Der Storchennestturm und das einstmal daneben stehende Innere Neustädter Tor, auch Rosentor oder Frauentor genannt, waren Teil des ersten Stadtmauerrings. Die zugehörige Stadtmauer ist längst beseitigt, der Maueransatz zum ehemaligen „Rosentor“ ist noch heute von der Jüdengasse her erkennbar. Vor dem Rosentor befand sich eine Brücke aktenkundig belegt.
Allerdings lag die Brücke damals höher als jetzt. Zum Grundstück Neustädter Straße 1 führten zwei Treppenabsätze hinab. Das Torhaus stand auf dem Terrain der heutigen Jüdengasse 11.
Ähnlich dem Weißen Turm überragt auch hier der obere Teil des Turmes, der die Wasserabläufe erkennen lässt, leicht den Unteren. Nach Gutbier wurde das 1. Storchennest durch Röhrenmeister Hans Becherer 1593 auf Paul Fischers Turm angebracht, wofür er 15 Groschen erhielt. Paul Fischers bewohnte das Haus Jüdengasse 18. Auf dem First des Wichhauses, welches das 1. Storchennest getragen haben soll, scheint dieses “nicht von Dauer gewesen zu sein“, wie Gutbier überliefert. Seit März 1993 trägt der Turm ein neues „Storchennest“ aus Weidengeflecht. Der Storchennestturm zählt zu den beliebtesten Fotomotiven in der Bad Langensalzaer Altstadt, das Nest gilt als das älteste urkundlich erwähnte Storchennest Thüringens.

Im Herbst 2010 wurden die Nester des Storchennestes und des Tellerturmes mit Schweinemist, Zweigen und Farbklecksen präpariert, damit im Frühjahr die von Natur aus faulen Jungstörche hier nisten und Nachwuchs zeugen können.

Weißer Turm

Wo die Seufzerallee in die Poststraße mündet, erhebt sich im Eck der Stadtbefestigung der ca. 24 m hohe Weiße Turm. Der sechs Stockwerke hohe Turm war ursprünglich mit einem kleineren, steilen Steinhelm auf der Wehrplatte versehen, Ecktrompeten und Wasserspeier sind erhalten. Der Zugang befand sich im 2. Stock, auf der Nordseite ist ein Aborterker angebracht, die Ringmauer schloss sich an die Außenecken so an, dass der Turm nicht vorspringt.

Seinen Namen erhielt der Turm von dem hellen Travertinstein, aus dem er – wie alle anderen Bad Langensalzaer Wehrtürme – erreichtet wurde. Seit 1534 ist diese Bezeichnung überliefert. Die Ausladung des Obergeschosses unterscheidet ihn von den anderen Wehrtürmen des äußeren Mauergürtels.  Unmittelbar am Turm wurde im Jahre 1872 eine Malzfabrik erbaut, deren Gebäude den Turm von beiden Seiten umgaben. Um eine betriebliche Ausfahrt zur Poststraße zu ermöglichen, entstand im Jahre 1900 die heute noch vorhandene Brücke.

Ein Großbrand in den frühen Morgenstunden des 09.April 1987 zerstörte den gesamten Gebäudekomplex. Die Brandruine wurde Anfang 1990 abgerissen. Dabei wurden auch die dort noch vorhanden gewesenen Teile der Stadtmauer beseitigt. Der vom Feuer kaum versehrte Weiße Turm blieb erhalten und wurde einer Dachreparatur unterzogen. Am Salzalauf (Umflutgraben)  setzt sich die Stadtmauer fort und besitzt hier zwei hervortretende halbrunde Brustwehren, die der Mauer als Stütze dienten und als Streichwehr eine bessere Verteidigung ermöglichten.

Tellerturm

Der Tellerturm am Diakonat wird auch als Diakonatsturm bezeichnet. Dieser ca. 22 Meter hohe viereckige Turm besitzt als Bedachung einen kleinen steilen Kegelaufsatz auf der Wehrplatte. Der Diakonatsturm gehört zu den erhaltenen Türmen des ersten Stadtmauerringes. Früher wurden derartige Türme mit einem Steinteller versehen., woran der überlieferte Name erinnert.

Das angrenzende Pfarrhaus wurde 1895/96 im ehemaligen Garten der Hofmeierei gebaut. Dazu trug man einen Abschnitt der zweiten Stadtmauer vom Tellerturm in Richtung Klagetor ab. Hier im Tellerturm befand sich die „Nahtstelle“ zwischen der ersten und der zweiten Ringmauer. Die älteste Ringmauer verlief im Inneren Neustädter Tor ( auch Rosentor) ostwärts zum Tellerturm.
Zur Zeit des 30 – jährigen Krieges wurde der Turm von Johann Freystetter genutzt, dem Besitzer der Jüdengasse 15. Dafür zahlte er jährlich an die Stadt 18 Groschen Gebühren. Um 1840 entstand auch auf dem Diakonatsturm ein Storchennest, ein zweites wurde 1880 von Dohlen gestohlen, ein drittes existierte um 1940.  Im März 1993 – als der Storchennestturm an der Kepfe einen geflochetenen Korb erhielt- wurde das dortige Wagenrad als neues Nest auf dem Turm am Diakonat angebracht, sodass nunmehr zwei Stadtmauertürme in Bad Langensalza gekrönt sind.

Quellenangaben
Alle Texte und Fotos wurden von Gisela Münch aus ihrem Buch “Die mittelalterliche Stadtbefestigung von Bad Langensalza” entnommen. Dieses Buch erschien im Verlag Rockstuhl. Weitere Infos finden sie unter www.rockstuhl.com .